Bild: Julian Fałat. Foto: Wikimedia Commons, Gemeinfrei

Der Aschermittwoch ist traditionsgemäß durch zwei Bräuche gekennzeichnet, die der christlichen Frömmigkeit am Herzen liegen: die Auflegung der Asche und das Fasten: zwei Handlungen, die den Körper betreffen, aber den Geist erreichen. Zwei vielsagende Handlungen, die eine innere Wirklichkeit darstellen. Sich der Speise enthalten, uns der Leidenschaften enthalten, uns der Nichtigkeiten der vergänglichen Welt enthalte, um uns unserer Lage als Sünder und gottbedürftige Geschöpfe klarer bewusst zu werden: Geschöpfe, die sich zu ihm bekehren müssen, der unsere wahre Freude ist. Gott, das unendliche unvergängliche Gut.

Die Fastenzeit ist darum eine “heilsame Zeit”, in der wir aufgefordert werden, in unserem Innern Einkehr zu halten, um die wahren Werte neu zu entdecken, auf die sich unser Leben gründen soll. Es ist eine Zeit des Nachdenkens und der Vertiefung, in der ein jeder mutig sein Leben überprüfen soll, so dass er sich der verschiedenen Punkte bewusst wird, in denen sein Verhalten nicht im Einklang mit dem Evangelium steht. Der Zweck ist schließlich, dem eigenen Leben dadurch einen mehr christlichen Stempel aufzuprägen, dass aufs neue der Vorrang des Geistes gegenüber einer oft allzu aufdringlichen Materie betont wird.

Die heute beginnenden Fastenzeit fordert uns im besonderen dazu auf, in Demut die strengen Worte des Apostels Jakobus anzuhören: “Reinigt die Hände, ihr Sünder, läutert euer Herz, ihr Menschen mit zwei Seelen! Klagt und trauert und weint! Euer Lachen verwandle sich in Trauer, eure Freude in Betrübnis. Demütigt euch vor dem Herrn; dann wird er euch erhöhen” (Jak 4, 8-10). Entziehen wir uns diesem Aufruf nicht! Wir sind alle betroffen. Ja, wir werden dem Herrn um so willkommener sein, je mehr wir diesen Aufruf als an uns gerichtet betrachten.

Die Fastenzeit fordert uns auf, besonders über unsere Hinfälligkeit, über unser “Staub sein” und über die Vergänglichkeit jener irdischen Güter nachzudenken, auf die unser Glück gründen zu wollen vergeblich wäre; dieses unser Glück liegt im Gegenteil einzig und allein in unserer aufrichtigen, freundschaftlichen Beziehung zu Gott, dem wahrhaft höchsten und absoluten Gut.

Die Fastenzeit mahnt uns, betrübt zu sein und zu bereuen, dass wir uns von Gott entfernt haben. Sie mahnt uns, zu ihm zurückzukehren. Sie fordert uns auf, uns die schmerzlichen, ja tragischen Auswirkungen dieser Loslösung von ihm bewusst zu machen.

(…) Das Eingeständnis unserer Schuld, Reue und Umkehr machen uns offen und bereit für Gottes Vergebung und verwandelnde Gnade. Dabei helfen uns vor allem die drei wichtigen Werke, zu denen uns die Fastenzeit besonders einlädt: das Gebet, das Geben von Almosen und das Fasten. Pflegen wir also in den kommenden Wochen einen lebendigen und intensiven Umgang mit Gott durch Gebet und Opfer, bemühen wir uns um eine größere Hilfsbereitschaft unserern notleidenden Mitmenschen gegenüber und üben wir durch Fasten unsere sittliche Selbstbeherrschung, die uns zu einer inneren Erneuerung befähigt.

Johannes Paul II am Aschermittwoch 1986

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