Die Sünde bringt eine negative Traurigkeit mit sich, die dazu verleitet, sich in sich selbst zu verschließen. Die Gnade bringt die wahre Freude, die nicht vom materiellen Besitz abhängt, sondern tief im Innern des Menschen verwurzelt ist und die nichts und niemand wegnehmen kann. Das Christentum ist im wesentlichen ein »Evangelium«, eine »Frohe Botschaft«, während einige meinen, es verhindere die Freude, weil sie in ihm eine Ansammlung von Verboten und Regeln sehen. In Wirklichkeit ist das Christentum die Verkündigung des Sieges der Gnade über die Sünde, des Lebens über den Tod. Und wenn es Verzicht und eine Disziplin des Geistes, des Herzens und des Verhaltens mit sich bringt, dann eben deshalb, weil im Menschen die giftige Wurzel des Egoismus vorhanden ist, der ihm selbst und den anderen Schaden zufügt. Man muß also lernen, »nein« zu sagen zur Stimme des Egoismus und »ja« zu sagen zur Stimme der wahren Liebe. Marias Freude ist vollkommen, denn in ihrem Herzen gibt es keinen Schatten der Sünde. Diese Freude entspricht der Gegenwart Jesu in ihrem Leben: Jesus, den sie empfangen hat und in ihrem Leib trägt, der dann als Kind ihrer mütterlichen Obhut anvertraut ist, der vom Jugendlichen zum jungen Mann und dann zum reifen Mann wird; sie sieht Jesus von zu Hause wegziehen und folgt ihm in einigem Abstand bis zum Kreuz und zur Auferstehung: Jesus ist die Freude Marias und die Freude der Kirche, unser aller Freude.

Jetzt in der Adventszeit möge die Unbefleckte Jungfrau Maria uns lehren, die Stimme Gottes zu hören, der in der Stille spricht; seine Gnade anzunehmen, die uns von der Sünde und von jedem Egoismus befreit, um so die wahre Freude zu kosten. Maria, voll der Gnade, bitte für uns!

Papst Benedikt XVI.: Ansprache am 8. Dezember 2012

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