Alle gläubigen Christen sollen Sonnenkinder sein, sich freuen über jeden Sonnenstrahl, ob er vom klaren Himmel des Glückes leuchte oder den Nebel des Werktagslebens einen Augenblick durchbreche oder durch das dunkle Gewölk der Not breche. Wie viele Ursache, sich zu freuen, bringt ihnen jeder Tag! Sind sie gesund, so nehmen sie das nicht stumpfsinnig hin, als ob es so sein müsste; sie freuen sich dieses Gutes und wissen wohl, was es wert ist. Kleine Störungen der Gesundheit nehmen sie auch nicht gleich tragisch und lassen namentlich durch Nervenunarten sich das Gemüt nicht verstimmen; sie brechen ihnen mit festen Willen, mit ruhiger Geduld die giftige Spitze ab.

Auch in wirklicher ernster Krankheit sind sie der Freude nicht bar; da sind es vor allem Glaube, Hoffnung und Liebe, welche ihnen Gesellschaft leisten und geschäftig sind, auch in der Krankenstube noch ein Freudengärtchen anzulegen, dessen Blumen besonders kräftig duften. Sie ärgern sich nicht beständig darüber, dass bei den Rosen immer auch Dornen sind; sie freuen sich darüber, dass unter den Dornen auch Rosen zu finden sind; sie grämen sich nicht darüber, dass jeder Tag zwischen zwei Nächten liegt, sondern sind dessen froh, dass jede Nacht zwischen zwei Tage liegt. Sie bringen es durch Übung zu einer wahren Virtuosität im Sichfreuen.

Sie werden Quellenkinder und  Kunstgärtner der Freude. Ein schöner Baum, ein stilles Tal, die Hügel und Wälder in ihrer Nähe, der Vogelsang, der Zug der Wolken, der Umgang mit einfachen, edlen Seelen bringt ihnen wahre und volle Freude, als anderen weite Reisen, gewaltige Naturschauspiele, rauschende Gesellschaften und Vergnügungen.

Wieviel Freude ziehen sie erst täglich und Stündlich aus ihrem Gebet, aus ihrem Glauben, aus der Guten Meinung! So wissen sie allem eine gute, freundliche Seite abzugewinnen; keine Wolke ist so schwarz, dass sie für sie nicht einen Silberrand hätte.   (Bischof Keppler)

Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ. – Hrsg.: DVCK e. V., Frankfurt am Main

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