Der bekannte Millionär und Gottesleugner Cecil Rhodes ließ vor seinem Tod telephonisch englische Geistliche um ihr Fürbitte anrufen. Er starb, ehe sein Flehruf ankam. Auf dem Sterbelager sagte er: „Ich habe viel gesucht und viel gefunden: Gesundheit, Diamanten, Gold, Länder. Das muss ich nun verlassen. So geht nichts davon mit mir. Was mir aber bleiben wird, das habe ich nicht gesucht und nicht gefunden.“ Und seine letzten Worte Waren: „So viel zu tun, so wenig getan. Lebt wohl!“ – Konkurserklärung eines Lebens! Doch: wenn er nur ein verpfuschtes irdisches Leben ginge! Aber drüben? Welches Schicksal wartet da auf einen solchen Menschen? Und das für eine endlose Ewigkeit?
Das Gotteshaus soll uns an die erste Katechismusfrage erinnern: „Wozu sind wir auf Erden? Wir sind au Erden, um Gott zu erkennen, IHM in Liebe und Treue zu dienen und so zum ewigen Leben zu gelangen.“ (Katholischer Katechismus, 1982, Königstein/Taunus). Die Kirche lehrt uns: Gott ist das A und O unseres Lebens! Freilich, wer an keinen Gott glaubt und an keine ewige Vergeltung, dem bedeutet auch die Kirche nichts. Im Gegenteil. Er flieht sie und ihre Verehrer.
Aber auch für den Gläubigen Christen weckt das Gotteshaus längst nicht mehr jene lebendige, überschäumende Freude, die in unseren schönen barocken Kirchen zu spüren war. Wenn der Glaube verkümmert, da muss jede Freude, auch die religiöse, erkranken und schwinden. Wie soll der Mensch noch Freude am Leben haben, wenn er die Mitte seines Lebens, Gott, verloren hat?
Für viele Christen ist das Gotteshaus nur mehr ein Kunstwerk, das man mit Hunderten und Tausenden Kunstbeflissenen anschaut, in dem man schwätzend und ohne Kniebeuge umhergeht – die Kirche ein Museum, mehr nicht. Als ob der Mensch nur ein brotverzehrendes Wesen wäre und nicht berufen für ein anderes, jenseitiges Leben!
Für bessere Katholiken ist die Kirche nur ein Festraum, als würdiger Rahmen für Taufe, Hochzeit und Sterbefälle. Höchstens dann und wann an Ostern und Pfingsten für eine gehobene Stimmung der Familie.
Allen solchen Halbgläubigen ist die Kirche ein Albdruck. Sie fühlen sich hier beengt. Wenn sie beten, gehen sie lieber hinaus in die freie Natur, auf Bergeshöhen. Ja, wenn sie hier nur beten würden! Und wenn man schon in der Natur betet, warum sollte man die Kirche meiden und nicht dort beten? Denn in der Kirche ist etwas, was in der Natur nicht zu finden ist und auch nichts ersetzt werden kann: Die Kirche ist der Audienzsall Gottes!
Hier spricht Gott zu uns! Hier ist der Sinai des neuen Bundes! Hier ist der Brennende Dornbusch, wo Gott zu uns redet wie einst zu Moses. Die Kirche, die Kanzel, ist die Lehrstätte der Wahrheit. Der vollen Wahrheit, der ewigen Wahrheit. Nicht Menschliche Weisheit hören wir da, sondern Gottes Wort. Predigen können auch solche, die Außerhalb der katholischen Kirche sind, vielleicht manchmal besser als wir. Aber die Wahrheit muss unfehlbar sein. Über 600 Sekten verfälschen und verbiegen das Testament Christi. Wir Katholiken haben die Wahrheit, nicht weil wir klüger oder besser sind als die Angehörigen anderer Religionen, sondern weil unser „Wissen“ nicht von uns stammt, sondern von Gott, von Christus, der die Wahrheit ist.
Aber es geht um mehr als nur um das Wort Gottes! Wir sind sündige Menschen. In der Kirche wir uns nicht nur der Weg gezeigt, der zum Himmel führt. Hier werden uns auch die Gnadenmittel gespendet, die uns den Himmel öffnen:
Die Kirche ist auch de ABENDMAHLSSAAL CHRISTI.
Gewiss: Gott ist überall gegenwärtig, Aber sakramental, verhüllt unter Brot gestalt hat der Sohn Gottes hier seinen Wohnsitz aufgeschlagen! Das rote Licht vor dem Tabernakel kündet uns Christi Gegenwart mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit.
Hier wird durch den geweihten Priester täglich in der hl. Messe Golgotha gegenwärtig! „Der ganze Mensch erschauere, die ganze Erde erbebe und Himmel juble laut, wenn auf dem Altar Christus, der Sohn des lebendigen Gottes in der Hand des Priesters ist. Wunderbare Größe uns staunenswerte Herablassung! Erhaben Demut! Demütige Erhabenheit, dass der Herr der Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, um sich zu unserm Heil unter der bescheidenen Gestalt des Brotes zu bergen!“ (Hl. Franziskus, Schreiben an das Kapitel, Kap. 2.)
Die Kirche Audienzsaal Gottes, Abendmahlssaal Christi und drittens: Kursaal des Heiligen Geistes.
Die Kirche ist keine GmbH für Umweltverbesserung oder eine Unterhaltungsbar, nein, sie ist ein Sanatorium der Seele. Hier setzt Jesus fort, was er während seines Lebens hienieden so oft getan hat: er ruft die Sünder zu sich. Der Gesang der Vögel ist lieblich und stimmungsvoll; aber er reinigt nicht von Sünden, gibt keine Gnaden. In der Kirche aber wirkt der Internist der Seele, der Heilige Geist. Hier werden wir rein; hier werden wir angetan mit dem hochzeitlichen Gewand der heiligmachenden Gnade in der Taufe und in der heiligen Beichte. Hier ist das Brot de Himmels für unsere un sterbliche Seele. Gott braucht keine Kirchen. Aber der Mensch braucht sie. Denn ich wiederhole es nochmals: in unseren Kirchen finden wir etwas, was wir nicht in der Natur finden, und was wir auch bei anderen Religionen nicht finden: die Wahrheit Christi, seine Gegenwart, seine Gnadenmittel. Hier findet die sündige Seele Heilung, hier ist der Kursaal des Hl. Geistes, hier ist die Pforte des Himmels.
So wir jede Kirche eine Lehrstätte göttlicher Wahrheit, durch die Ausspendung der heiligen Sakramente eine Heilstätte der sündigen Seele, eine Erziehungsstätte zu richtigem liturgischem Beten, eine Mahnstätte zu gottgefälligem Leben, durch das unbegreifliche Wunder der heiligen Messe zur Opferstätte gläubiger Menschen zur Troststätte leidgeprüften Seelen, zur Wohnstätte Christi im Tabernakel und damit zur Thronstätte des Allmächtigen mitten unter uns Menschen. Als Gnadenstätte des ewigen Lebens schon auf Erden und für die „im Herrn“ Entschlafenen am Ende der Tage eine Auferstehungsstätte zu ewiger Glorie. So wird die Kirche auch zur Heimstätte der Gemeinde, zur Feststätte der hohen Tage des Lebens und des Jahres. Freilich wer verstockt „nicht in der Kirche gehen will“, dem wird diese Bundesstätte des Herrn des Himmels und der Erde einst zur Gerichtsstätte!
„Kirchen stehe allerorten, aufgetan mit hohen Pforten! Kommst du? Dankst du? Hältst du Rast? Bleibst du ferne, fremder Gast? Gottes Haus, du lieber Christ, Pfand der ewigen Heimat ist!“ (Wilhelm Hörkel)
Quelle: Kurt Palm, Anstaltskurat i.R., Dienst am Glauben – Heft Nr. 3 – 2014