„Herz Jesu, mit der Lanze durchbohrt, erbarme Dich unser.“ Diese Anrufung aus der Herz Jesu Litanei erinnert uns an die Szene der Passion Christi, in der der römische Zenturio Longinus mit seiner Lanze das Herz des Erlösers durchsticht: „Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus“. (Joh, 19, 33, 23). Diese Stelle aus dem Johannesevangelium ist die biblische Grundlage für die Herz-Jesu Verehrung: Das durchbohrte Herz, aus dem die Gnade, das Heil, die Erlösung auf die Menschen zuströmt. Longinus selbst war entsprechend der Tradition einer der ersten Menschen, die in diesem Strahl standen, sich bekehrten und bekannten: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Matthäus 27,54).

Dieses Gesetz der Gnade wird bis zum Ende der Zeiten fortbestehen. Wir müssen uns im Strahl, der aus der offenen Wunde fließt, stellen, um geheilt zu werden. Wir müssen zudem unser eigenes Herz öffnen, damit diese Gnaden nicht bei uns abprallen, sondern in unser Herz eindringen und ihn zu verwandeln, ja, mehr noch, um ihn durch das Herz Jesu zu ersetzen, damit nicht der der Puls unseres eigenen Herzen unser Leben bestimmt, sondern das Herz Jesu.

Blicken wir auf zum Durchbohrten, so blickt er auf uns herab. Er, der gekreuzigte, der gemarterte, der bis zum Tod leidende. Er, der am Kreuz kaum noch Lebenskraft hat, weil Er sie ganz für das Heil der Sünder aufgeopfert hat, blickt auf uns herab, weil Er – das Opferlamm – voll Erbarmen ist, voll Erbarmen für uns.

Unsere Welt ist nicht imstande, das Geheimnis des leidenden Herzen Jesu zu verstehen, weil sie das Kreuz verabscheut, weil sie das Leiden als das Grundübel im menschlichen Leben sieht. Und dabei ist im Leiden das einzige, was auf dieser vergänglichen Welt erstrebenswert ist: Das Heil und die Erlösung. „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt? (Lk 9,24 –25). Mit der Wahrheit seiner Worte, die hart erscheinen, aber das Herz mit Frieden füllen, enthüllt uns Jesus das Geheimnis des echten Lebens“ sagte Papst Johannes Paul II. an die Jugendlichen, die sich für den Weltjugendtag vorbereiteten (Botschaft zum XVI. Weltjugendtag). Wir gehen nicht verloren, wir werden erlöst, wenn wir uns im Strahl des Erbarmens Gottes stellen –durch das Gebet und die Sakramente-, der der Heiland für uns am Kreuz für uns erworben hat, weil er unsere Sünden auf sich geladen und uns damit den Himmel geöffnet hat. „Gerade diese Erlösung ist die letzte und endgültige Offenbarung der Heiligkeit Gottes, der die absolute Fülle der Vollkommenheit ist: Fülle der Gerechtigkeit und der Liebe, weil die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, von ihr ausgeht und ihr zustrebt. Im Leiden und Tod Christi – in der Tatsache, daß der Vater seinen Sohn nicht verschonte, sondern ihn »für uns zur Sünde gemacht hat« – kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, insofern wegen der Sünden der Menschheit Christus Leiden und Kreuz erduldet“ schreibt Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Dives in misericordia, in der er das göttliche Erbarmen beschreibt.
Der Papst sagt da eine Wahrheit, die für viele Menschen heutzutage unerträglich ist: Liebe und Gerechtigkeit, Opfer und Erbarmen, Leiden und Barmherzigkeit können nicht voneinander getrennt werden. Die einen wollen nichts von Gerechtigkeit wissen und wünschen sich einen Gott, der alle unsere Launen gutheißt. Andere wollen nichts vor Erbarmen wissen, weil für sie die Vorstellung, der Heil käme nicht vom Menschen selbst sondern wird ihm aufgrund der Aufopferung Christi geschenkt, abstoßend findet.

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Buße und der Umkehr, aber auch eine Zeit des Erbarmens. Reinigen wir unser Herz von allem, was wir dort hineingelegt haben und uns vom Herzen Jesu entfernt hat. Gott will sich in dieser Zeit zu uns herabneigen uns mit seinen Gaben beschenken. Seien wir bereit für dieses Geschenk und freuen wir uns, daß wir Kinder eines barmherzigen Gottes sind, der uns Seinen eigenen Sohn geschenkt hat.

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