Kard.
Medina Estevez
Ein
Blick auf die Welt, in der wir leben, zeigt, dass es neben Beispielen von
großer Tugendhaftigkeit, Güte und sogar Heiligkeit viele weitverbreitete
Verhaltensweisen gibt, die Gott schwer beleidigen und einen flagranten Verstoß
gegen die Menschenwürde darstellen. Millionenfach werden unschuldige Wesen
ermordet, denen das Leben manchmal sogar unter dem Schutze menschlicher Gesetze
genommen wird. Maßloses Gewinnstreben führt zu verschiedenen Formen der
Korruption sowie zu Raub, Betrug und ugerechtem Lohn. Die in
unterschiedlichster Verkleidung daherkommende Lüge zerstört das Vertrauen unter
den Menschen und schafft ein Umfeld voller Argwohn, der den Dialog und die Zusammenarbeit
beeinträchtigt. Im Bereich der Sexualität kommt es zu einer Reihe Missbräuchen,
die den natürlichen Verkehr zwischen Mann und Frau, dessen legitime Ausübung
sich in der ehelichen Liebe ausdrückt und gelebt werden sollte, zu einem Bild
des Spottes machen. Alle diese gegen das Gesetz Gottes und der menschlichen
Natur gerichteten Verhaltensweisen, untergraben die Würde des Menschen und
tragen daher nicht im Geringsten zu seinem wahren Glücke bei.
 Muss es den, der sich so zärtlich
und erbarmungsvoll geliebt weiß, nicht um so mehr schmerzen, wenn er mitansehen
muss, wie dem Urheber von so viel Liebe im Gegenzug nichts als Kälte und
Undankbarkeit entgegengebracht wird? Aus diesem Gefühl entstehen das Bedürfnis
und die Pflicht, Genugtuung zu leisten. Es liegt nicht in unserer Hand, die
begangene Sünde aus der Welt zu schaffen; mit Hilfe der Gnade Gottes können wir
jedoch die Liebe steigern, mit der wir die großen oder auch kleinen Werke
vollbringen, aus denen sich unser tägliches Dasein zusammensetzt. Es geht dabei
nicht darum, „mehr“ zu tun, sondern die Dinge, die wir tun, mit größerer Liebe
und aus reinerer Absicht zu tun, mit dem innigeren Wunsch, Gott die Ehre zu
geben, verbunden mit einer geistlichen Transparenz, die der ähnlich ist, die
stets im Herzen der heiligen Jungfrau Maria zu finden war, deren Leben nur das
eine Ziel kannte, den Willen Gottes zu erfüllen (vgl. Lk 1,38). So sollten auch
wir unseren Pflichten nachkommen, um Gott zu gefallen und nicht nur den
Menschen (vgl. Eph 6,7; Kol 3,23). Und wir sollten stets daran denken, dass es
keine vollkommenere Genugtuung gibt, als die, die Jesus Christus ein für alle
Mal dem Vater im Kreuzesopfer dargebracht hat, das jedes Mal im Sakrament
erneuert wird, wenn wir das heilige Messopfer feiern. (Vorwort zum Buch Das Heiligste Herz Jesu)

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