Aus „Herz Jesu Verehrung heute?“ von Schwendimann


Gott schuf die Menschen, um sie an den Reichtümern seiner Liebe und an seinem Glück teilnehmen zu lassen. Der Teufel durchkreuzte diesen Plan und verführte die Menschen zur Sünde. Sünde aber bedeutet Entfernung oder gar Trennung von Gott, Leid und Tod. Doch Gott erbarmte sich der sündigen Menschheit und sandte seinen Sohn in die Welt, um die Menschen von der Sünde zu erlösen. So wurde der Sohn Gottes Menschund vollbrachte das Werk der Erlösung durch seinen blutigen Opfertod auf Kalvaria.

Der Tod des Herrn war für die Menschen eine Quelle größter Segnungen, die sinnbildlich dargestellt werden durch Blut und Wasser, die bei der Durchbohrung am Kreuze seinem Herzen entströmten. Das Blut deutete den Vollzug des Sühneopfers an, durch das die Sünde getilgt und der Weg des göttlichen Verzeihend eröffnet war. Das Wasser aber versinnbildlichte das neue, göttliche Leben, das der Herr durch Sendung seines Heiligen Geistes spenden wollte, in dem die Erlösten ein neues auserwähltes Volk bilden; durch Christus im Heiligen Geist mit dem Vater verbunden, lebt dieses neue Gottesvolk, die hl. Kirche, in einer innigen Liebesgemeinschaft mit der Hlst. Dreifaltigkeit.

Wenn aber die Kirche auch wesentlich heilig ist, weil ihr Haupt, Christus, und ihre Seele, der Hl. Geist, heilig sind, so sind doch ihre Glieder, solange sie sich auf der irdischen Pilgerschaft befinden, schwache, sündige Menschen. Sie sind vielen Gefahren und Versuchungen ausgesetzt, so daß es immer wieder Zeiten gibt, in denen die Sünde überhand zu nehmen droht. Doch der Herr verläßt seine Kirche nicht. Wenn notwendig, greift er auch in besonderer Weise ein, um Gefahren abzuwenden, das Glaubensleben zu erneuern und sein Volk zu heiligen. Er erweckt Heilige, sendet große Bischöfe und Päpste, Priester und Lehrer; er läßt neue Andachten und Übungen der Frömmigkeit erstehen und spricht gelegentlich auch in außerordentlichen Erscheinungen zu den Menschen. Zu diesen besonderen Mitteln, durch die Christus den Geist der Liebe in seiner Kirche immer neu entzünden oder lebendig erhalten will, gehört auch die Herz-Jesu-Verehrung.

Schon frühzeitig kam sie als Verehrung der hl. Seitenwunde auf und zog im Mittelalter immer mehr fromme Menschen in ihren Bann und wurde zu einer großen Kraft der Verinnerlichung. Als aber die Reformation, die Aufklärung, das Staatskirchentum und der Sittenverfall der Kirche schweren Schaden zufügten, und noch schwerere Bedrängnisse ankündigten, kam der Herr seiner Kirche in außergewöhnlicher Weise zu Hilfe. Er offenbarte den Menschen sein Hlst. Herz. Inmitten einer Zeit, in der die Liebe zu erkalten begann, in welcher der Kampf gegen Christus und seine Kirche immer drohendere Formen annahm und immer mehr Menschen der Kirche entfremdet wurden, sollte dieses Symbol seiner Liebe und deren Verehrung ein ständiger augenfälliger Hinweis sein, daß der Herr uns liebt und daß in der Liebe Christi unser Heil beschlossen ist. Die Verehrung des Hlst. Herzen war ja in der Kirche schon lange bekannt und geübt; aber jetzt wollte der Herr sie zur besonderen Hilfe für die Bedrängnisse der kommenden Zeiten machen.

So liegt die Herz Jesu Verehrung in der geraden Linie des Wirkens der göttlichen Liebe in der Heilsgeschichte. Sie ist nicht eine Andacht, die zufällig von frommen Menschen verbreitet wurde oder nur als praktisches Seelsorgmittel von einigen Ordensfamilien geschickt genutzt wurde; sondern sie ist eine außerordentliche Geltungmachung und Zuwendung der Liebe Christi für eine sich mehr und mehr von Gott und seiner Liebe entfernende Welt.

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