Der Dammbruch – Die Kapitulation von Fiducia Supplicans vor der Homosexuellen-Bewegung

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Mit einem Vorwort S. Exz. Rob Mutsaerts, Weihbischof von ’s-Hertogenbosch in den Niederlanden.

Gewidmet Unserer Lieben Frau von La Salette zur Wiedergutmachung für die schweren Beleidigungen gegen Gott und gegen die engelgleiche Tugend der Reinheit, welche sie zum Weinen brachte.

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Beschreibung

EINLEITUNG

Revolutionen sind wie Dammbrüche. Es ist nicht die unvorhergesehene Zunahme des zurückgehaltenen Wasservolumens, sondern die unbemerkte Verschlechterung und damit Schwächung der Rückhaltestruktur, die zum plötzlichen Aufbersten von Rissen führt, durch die die Sturmflut von Wassermassen immer größere Teile des gewaltigen Bauwerks, das sie eindämmen soll, mit sich reißt.

In ähnlicher Weise nährt der allmähliche Fortschritt revolutionärer Tendenzen und Ideen, die von unbändigen menschlichen Leidenschaften angeheizt werden, ein Reservoir an Unzufriedenheit und den Wunsch nach Veränderung. Deren Ausmaß wird indes durch traditionelle Überzeugungen, Bräuche und Institutionen zurückgehalten, die wie ein Damm wirken. Unter dem Korrosionsdruck der neuen Trends entstehen jedoch Risse in der Barriere, die die kulturelle Basis des Widerstands schwächen, bis ein geistiger Sturm, geschürt durch psychologische und ideologische Faktoren – und manchmal begleitet von einem mächtigen übernatürlichen Einfluss –, über die Gesellschaft hereinbricht und einen Dammbruch, eine verheerende Flutwelle und in der Folge eine Neuordnung der religiösen, kulturellen und politischen Landschaft verursacht.

In der westlichen Welt ist die katholische Kirche der große Damm, der die Festungen schützt, die von der neuheidnischen Revolution noch nicht erobert wurden. Auf der Grundlage der unveränderlichen Gebote des Evangeliums und des Naturrechts verhindert ihre Morallehre, dass der Ausbruch ungezügelter Leidenschaften jenes Trümmerfeld schafft, das die linksradikalen ideologischen Strömungen herbeisehnen. Dies gilt insbesondere für die Homosexuellen-Bewegung und die Transgender-Ideologie, deren Forderungen, wenn sie Erfolg haben, zur Auflösung der Familie und zur Auslöschung der grundlegenden moralischen Prinzipien führen werden, auf denen jede Zivilisation beruht, die diesen Namen verdient

Leider haben jedoch intellektuelle Korruption und die Sexuelle Revolution Risse in dem einst soliden und kompakten Lehrgebäude der katholischen Moraltheologie verursacht, die nun im Begriff sind, sich zu massiven Brüchen auszuwachsen. Es braucht nur einen Sturm und die darauf folgende Anhäufung von Unzufriedenheit, damit die Flut unbändiger Leidenschaften die menschlichen Strukturen des heiligen Gebäudes niederreißt, das immer noch das Bollwerk der spärlichen Überreste der westlichen christlichen Zivilisation ist.

Die große Tragödie besteht darin, dass viele in der katholischen Kirche, deren Pflicht es wäre, die Integrität des Glaubens und der Moral zu bewahren, selbst daran arbeiten, die Risse im Damm in Brüche zu verwandeln. Sie tun das Gegenteil ihrer Vorgänger, die vor der Gefahr einer Unterwanderung gewarnt und rechtzeitig versucht haben, die Deichmauern mit Dokumenten, die an die traditionelle Lehre der Kirche erinnerten, zu verstärken und wasserdicht zu machen.

Unter ihnen sticht das Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen hervor, das im Oktober 1986 von der Kongregation für die Glaubenslehre mit der Unterschrift ihres Präfekten, des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger, veröffentlicht wurde. Darin wird beklagt, dass die Homosexualität in der Debatte katholischer Kreise, „eine über die Maßen wohlwollende Auslegung [erfuhr]; manch einer ging dabei so weit, sie als indifferent oder sogar als gut hinzustellen“ (Nr. 3). Es wurde eine neue Auslegung der Heiligen Schrift vorgeschlagen, „wonach die Bibel überhaupt nichts über die Homosexualität sage oder sie irgendwie stillschweigend billige; oder wonach sie schließlich moralische Weisungen biete, die so sehr Ausdruck einer bestimmten Kultur und Geschichte sind, daß diese auf das Leben von heute nicht mehr anwendbar seien“ (Nr. 4).

In dem Dokument wird ferner bedauert, dass sich „auch innerhalb der Kirche (…) eine [Bewegung] entwickelt [hat], die, von Pressionsgruppen mit unterschiedlichen Namen und verschiedenem Umfang gebildet, den Eindruck zu erwecken sucht, als ob sie sämtliche homosexuelle Personen, die katholisch sind, vertreten würde“ (Nr. 9). In Wirklichkeit jedoch versuche man, „auch solche homosexuelle Personen unter dem Schild des Katholischen zu sammeln, die keinerlei Absicht haben, ihr homosexuelles Verhalten aufzugeben“ (Nr. 9) und „die entweder die Lehre der Kirche nicht kennen oder sie irgendwie zu untergraben suchen“ (Nr. 9).

Das von Kardinal Ratzinger unterzeichnete Schreiben der Glaubenskongregation beschrieb mit großer Klarheit den modus operandi (die Vorgehensweise) dieser doktrinellen Subversion: „Eine der dabei verwendeten Taktiken besteht darin, im Ton des Protestes zu erklären, daß jede Art von Kritik oder Vorbehalt gegenüber homosexuellen Personen, ihrem Verhalten und ihrem Lebensstil, lediglich Formen ungerechter Diskriminierung seien“ (Nr. 9). Die letzte Anweisung an die Bischöfe lautete: „Jedwede Unterstützung muß jenen Organisationen entzogen werden, welche die Lehre der Kirche zu untergraben suchen, sei es, daß sie diesbezüglich zweideutig sind oder sie gänzlich mißachten. Eine solche Unterstützung, ja, bereits der Anschein, kann Quelle einer ernsten Mißdeutung werden“ (Nr. 17).

Leider hat die überwiegende Mehrheit der Bischöfe in Europa, Amerika und Australien – also in Regionen, in denen Homosexualität im Zuge der Sexuellen Revolution der 1960er Jahre weit verbreitet war – diese umsichtigen Anweisungen des Heiligen Stuhls von 1986 nicht befolgt.

In vielen Ländern dieses großen Teils der Welt entstanden mit der rechtlichen Anerkennung der eingetragenen Lebenspartnerschaft und der homosexuellen „Ehe“ Interessengruppen außerhalb und auch innerhalb der Kirche, welche die vollständige Integration von Katholiken, die öffentlich in festen Beziehungen mit gleichgeschlechtlichen Partnern leben, in das kirchliche Leben fordern.

Der erste Schritt zur vollen Anerkennung solch schwerwiegend sittenwidriger Beziehungen bestand darin, Priester zu finden, die gleichgeschlechtliche Paare (Pseudo-Paare) zu besonderen Anlässen wie etwa dem Valentinstag segnen, und als nächstes, dies mit pseudoliturgischen Zeremonien nach der zivilrechtlichen Registrierung einer Lebenspartnerschaft oder geschlossenen „Ehe“ in einer Gemeindeverwaltung zu tun.

Am 18. Dezember letzten Jahres hat nun das neue Dikasterium für die Glaubenslehre mit der Veröffentlichung der Erklärung Fiducia supplicans, die die Unterschrift seines Präfekten, Kardinal Víctor Manuel Fernández, trägt, einen symbolträchtigen halben Schritt auf diesem langen Weg zur vollen Anerkennung getan. Diese Erklärung ermächtigt Priester, außerehelich zusammenlebende, ehebrecherische und gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, die darum bitten, solange dies „nicht rituell“ geschieht.
Obwohl der Vatikan darauf bestand, dass dies keine Änderung der Lehre der Kirche über Ehe und Sexualmoral darstelle, interpretierten die Mainstream-Medien und die öffentliche Meinung diese Erlaubnis als erste Offenheit der Kirche, gleichgeschlechtliche Partnerschaften anzuerkennen. Die „nicht rituellen“ Segnungen, die von Fiducia supplicans genehmigt wurden, rissen somit eine große Bresche in den Damm der katholischen Moral und bedeuteten einen Sieg für die Homosexuellen-Bewegung in dem Maße, wie sich dieser Eindruck in der Öffentlichkeit, insbesondere bei den Katholiken, festsetzte.

Wie der Erzbischof von Kansas City, Joseph Naumann, in seinem Erzbistumsblatt The Leaven („Der Sauerteig“) schreibt, haben die „Aktivisten für die Rechte der Homosexuellen massiv darauf gedrängt, dass die säkulare Gesellschaft ihnen den Ehestatus gewährt. Dieselben Aktivisten haben auch von der Kirche die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften als Bestätigung der Anständigkeit ihrer sexuellen Aktivität und als schlussendlichen Schritt zur Anerkennung ihrer Beziehungen als Ehe gefordert.“ Er bekräftigte: „Warum hat es eine so heftige Reaktion auf eine Änderung gegeben, die so manche für reine Semantik halten könnten? Die Verwirrung bezüglich Fiducia supplicans war vorhersehbar. Aktivisten für die Rechte von Homosexuellen innerhalb und außerhalb der Kirche haben die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen durch die Kirche als notwendigen Schritt zur letztendlichen Anpassung der Kirche an die [woke] Kultur und zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen gefordert.“

Manche mögen es für übertrieben halten, die Erklärung Fiducia supplicans mit der Homosexuellen-Bewegung zu verknüpfen, entweder weil sie noch jung waren, als das Schreiben von Kardinal Joseph Ratzinger an die Bischöfe erhebliche Diskussionen in den Medien auslöste, oder weil sie die kirchlichen Themen in Publikationen und Presse zu dieser Zeit nicht aufmerksam verfolgt haben.

Allen, denen diese historische Perspektive fehlt, möchte dieses Buch in kompakter Form eines Überblicks verständlich machen, in welchem Ausmaß die von Kardinal Víctor Manuel Fernández verfasste Erklärung Fiducia supplicans eine ungewöhnliche Kapitulation des Vatikans vor dem Druck der Homosexuellen-Bewegung innerhalb und außerhalb der Kirche darstellt.

Katholiken, die ernsthaft an den Lehren der göttlichen Offenbarung und der traditionellen Moral festhalten, müssen sich des Ausmaßes des Konflikts bewusst sein und wissen, wie lange er bereits andauert, damit sie mit Überzeugung und Energie reagieren können.

Zunächst müssen wir jedoch, wenn auch nur kurz, das wahre Ausmaß dieses halben Schrittes von Fiducia supplicans hin zur vollständigen Anerkennung der Homosexualität aufdecken.

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