Mathias
von Gersdorff


„Herz
Jesu, mit der Lanze durchbohrt, erbarme Dich unser.“ Diese Anrufung aus der
Herz Jesu Litanei erinnert uns an die Szene der Passion Christi, in der der
römische Zenturio Longinus mit seiner Lanze das Herz des Erlösers durchsticht:
„Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, zerschlugen sie
ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine
Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus“. (Joh, 19, 33, 23). Diese
Stelle aus dem Johannesevangelium ist die biblische Grundlage für die Herz-Jesu
Verehrung: Das durchbohrte Herz, aus dem die Gnade, das Heil, die Erlösung auf
die Menschen zuströmt. Longinus selbst war entsprechend der Tradition einer der
ersten Menschen, die in diesem Strahl standen, sich bekehrten und bekannten:
„Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Matthäus 27,54).

Dieses
Gesetz der Gnade wird bis zum Ende der Zeiten fortbestehen. Wir müssen uns im
Strahl, der aus der offenen Wunde fließt, stellen, um geheilt zu werden. Wir
müssen zudem unser eigenes Herz öffnen, damit diese Gnaden nicht bei uns
abprallen, sondern in unser Herz eindringen und ihn zu verwandeln, ja, mehr
noch, um ihn durch das Herz Jesu zu ersetzen, damit nicht der der Puls unseres
eigenen Herzen unser Leben bestimmt, sondern das Herz Jesu.

Blicken
wir auf zum Durchbohrten, so blickt er auf uns herab. Er, der gekreuzigte, der
gemarterte, der bis zum Tod leidende. Er, der am Kreuz kaum noch Lebenskraft
hat, weil Er sie ganz für das Heil der Sünder aufgeopfert hat, blickt auf uns
herab, weil Er – das Opferlamm – voll Erbarmen ist, voll Erbarmen für uns.

Unsere
Welt ist nicht imstande, das Geheimnis des leidenden Herzen Jesu zu verstehen,
weil sie das Kreuz verabscheut, weil sie das Leiden als das Grundübel im
menschlichen Leben sieht. Und dabei ist im Leiden das einzige, was auf dieser
vergänglichen Welt erstrebenswert ist: Das Heil und die Erlösung. „Was nützt es einem Menschen, wenn er die
ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?
(Lk
9,24 –25). Mit der Wahrheit seiner Worte, die hart erscheinen, aber das Herz
mit Frieden füllen, enthüllt uns Jesus das Geheimnis des echten Lebens“ sagte
Papst Johannes Paul II. an die Jugendlichen, die sich für den Weltjugendtag
vorbereiteten (Botschaft zum XVI. Weltjugendtag). Wir gehen nicht verloren, wir
werden erlöst, wenn wir uns im Strahl des Erbarmens Gottes stellen –durch das
Gebet und die Sakramente-, der der Heiland für uns am Kreuz für uns erworben
hat, weil er unsere Sünden auf sich geladen und uns damit den Himmel geöffnet
hat. „Gerade diese Erlösung ist die letzte und endgültige Offenbarung der
Heiligkeit Gottes, der die absolute Fülle der Vollkommenheit ist: Fülle der
Gerechtigkeit und der Liebe, weil die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, von
ihr ausgeht und ihr zustrebt. Im Leiden und Tod Christi – in der Tatsache, daß
der Vater seinen Sohn nicht verschonte, sondern ihn »für uns zur Sünde gemacht
hat« – kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, insofern wegen der Sünden
der Menschheit Christus Leiden und Kreuz erduldet“ schreibt Papst Johannes Paul
II. in seiner Enzyklika Dives in misericordia, in der er das göttliche Erbarmen
beschreibt.

Der
Papst sagt da eine Wahrheit, die für viele Menschen heutzutage unerträglich
ist: Liebe und Gerechtigkeit, Opfer und Erbarmen, Leiden und Barmherzigkeit
können nicht voneinander getrennt werden. Die einen wollen nichts von
Gerechtigkeit wissen und wünschen sich einen Gott, der alle unsere Launen
gutheißt. Andere wollen nichts vor Erbarmen wissen, weil für sie die Vorstellung,
der Heil käme nicht vom Menschen selbst sondern wird ihm aufgrund der
Aufopferung Christi geschenkt, abstoßend findet.

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Buße und
der Umkehr, aber auch eine Zeit des Erbarmens. Reinigen wir unser Herz von
allem, was wir dort hineingelegt haben und uns vom Herzen Jesu entfernt hat.
Gott will sich in dieser Zeit zu uns herabneigen uns mit seinen Gaben
beschenken. Seien wir bereit für dieses Geschenk und freuen wir uns, daß wir
Kinder eines barmherzigen Gottes sind, der uns Seinen eigenen Sohn geschenkt
hat.



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