Angelus Silesius

Ich will dich lieben, meine Stärke,
O Jesus, meine Freud und Zier;
Ich will dich lieben mit dem Werke
Und immerwährender Begier;
Ich will dich lieben schönstes Licht,
Bis mir das Herz vor Liebe bricht.

Ach, daß ich dich so spät erkannte,
Du hochgelobte Schönheit du,
Nicht eher dich mein eigen nannte,
Du höchstes Gut und wahre Ruh!
In tiefster Seele bin ich betrübt,
Daß ich dich, Gott so spät geliebt.

Ich lief verirrt und war verblendet,
Ich suchte Ruh und fand sie nicht;
Ich hatte mich von dir gewendet
Und liebte das geschaffne Licht;
Nun aber ist es durch dich geschehen,
Daß ich in dir mein Heil ersehen.

Ich danke dir, du wahre Sonne,
Daß mir dein Glanz das Licht gebracht;
Ich danke dir, du Himmelswonne,
Daß du mich frei und froh gemacht;
Ich danke dir aus Herzensgrund,
Daß du, o Herr, mich machst gesund!

Erhalte mich in deinem Segen,
Laß stets in dir mein Ziel mich sehn,
Nicht irre gehen von deinen Wegen,
Nicht straucheln oder stille stehen;
Regier den Willen, den Verstand,
Halt meinen Geist dir zugewandt.

Ich will dich lieben, meine Krone,
Ich will dich lieben, meinen Gott;
Nicht, weil du dich mir gibst zum Lohne,
Nicht, weil mir sonst Verderben droht!
Ich liebe dich um dich allein,
Und diese Liebe soll ewig sein!

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