Weihnachtskrippen erzählen von der Geburt Jesu Christi. In welch vielfältiger Weise dies geschieht, kann man im Oberhessischen Weihnachtskrippen-Museum in Ulfa bestaunen: Jetzt, kurz vor Weihnachten, dürfen Besucher einen Monat lang einen großen Teil der rund 120 Weihnachtskrippen besichtigen, die die gebürtige Ulfaerin Erica Kernstock in 30 Jahren gesammelt hat.

Es sind Krippen en miniature oder als großformatige Landschaften. Krippen mit dem Fokus auf die Heilige Familie, Maria, Josef, das Jesuskind sowie Ochs und Esel. Andere, im Maximal-Konzept gestaltete Krippen, stellen noch einen Verkündigungsengel und weitere Figuren hinzu. Herausragende Beispiele dafür sind die Königsberger Kastenkrippe mit einer Einteilung in eine untere und eine obere Welt, gearbeitet aus Pfaffenhütchenholz.

Was auch immer die Künstler vor Ort an Material vorfanden, wurde eingesetzt. Zum Beispiel Dosenblech bei Krippenfiguren aus Mali, das nur teilweise handbemalt ist und ansonsten durch Aufdrucke die ursprüngliche Funktion verrät. Oder peruanisches Reis-Stroh, afrikanische Bananenblätter und polnisches Stanniolpapier.

Zu jeder Krippe von den vier Kontinenten Europa, Amerika, Afrika und Asien weiß Erica Kernstock eine Geschichte zu erzählen. Besonders über ihre Lieblinge, wie die Rupfenkrippe einer deutschen Künstlerin: „Die etwa 20 Zentimeter großen Figuren wurden mit viel Liebe gestrickt und gehäkelt.“ Und sie weist auf Details hin: „Das Schuhwerk der Könige wurde unterschiedlich gestaltet. Der eine trägt Schnürschuhe, der andere Sandalen, der dritte Schnabelschuhe zu Pumphosen.“ In der Vitrine daneben steht eine moderne Krippe aus dem Erzgebirge, die 1995 einen Designpreis bekommen hat. „Die Figuren sind echte Handschmeichler, und durch die schöne Farblasierung kann man noch die Eschenholzstruktur erkennen. Ich liebe diese Krippe“, erzählt die Sammlerin. Eine Engelskrippe aus Böhmen aus den 1920er Jahren zeigt Josef als Junker in mittelalterlicher Gasthof-Kulisse, verziert mit Renaissance-Engeln. „So richtig schön kitschig. So was habe ich noch nicht gesehen“, lacht sie vergnügt.

In diesem Jahr bringt Erica Kernstock einige der Exponate in Verbindung mit den biblischen Darstellungen der Vorgeschichte des Lebens Jesu in den Evangelien nach Matthäus und Lukas, die Grundlage für die Krippendarstellungen sind. Außerdem zieht sie in einige Objekte Abzüge von Landschaftsfotografien als Hintergrund ein.

Die Weihnachtskrippen stammen aus Versteigerungen, von Messebesuchen, Urlaubsreisen, Flohmärkten und Auflösungen. Besonders gefällt es Erica Kernstock, wenn sie mit dem Erwerb der Krippen Gutes tun kann: „Ich beziehe viele in Missions-Hilfsprojekten hergestellte Krippen aus dem fairen Handel.“

Und manches Mal werden ihr auch Objekte geschenkt, wie von dem Herrn, der sie mit einem Holzkoffer und einem großen Karton besuchte: „Als wir auspackten, stand der ganze Tisch voller Häuser, die mir bekannt vorkamen. Ich recherchierte und fand heraus, dass diese Häuser nach einer Vorlage aus dem Jahre 1630 in den 1920er Jahre in Bayern gefertigt wurden. Wenn ich alle aufstelle, brauche ich eine Grundfläche von zwei Mal einem Meter. Das ist als Highlight für das nächste Jahr geplant.“

Eine junge Frau hat ihr eine Krippe aus Benin mitgebracht: „Sie hat das Museum seit der Eröffnung 2004 jedes Jahr besucht. Damals war sie elf Jahre alt. Nun war sie beruflich in Afrika unterwegs und hat an mich gedacht.“ Das kleine Museum ist gewachsen: Zu dem ursprünglichen Ausstellungsraum in einem renovierten Stall gesellen sich nun die Terrasse, auf der unempfindliche Materialien untergebracht sind, und der umgebaute Teil einer Scheune.

Vom 20. November bis zum 20. Dezember ist das Oberhessische Weihnachtskrippen-Museum in der Steinstraße 34 in Ulfa täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Gruppen werden um Anmeldung unter der Telefonnummer 06043/985257 gebeten. Weitere Informationen gibt es auch online auf www.weihnachtskrippen-museum.de.

Quelle: Kreis-Anzeiger Zentralhessen

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