Der hl. Paulus schreibt, wie wir gehört haben, an die Christen in Korinth: »Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit« (1Kor 1,22–23). Denn Gott hat die Welt nicht mit einem machtvollen Eingriff erlöst, sondern durch die Erniedrigung seines eingeborenen Sohnes: Nach menschlichen Maßstäben steht die ungewöhnliche Vorgehensweise Gottes den Ansprüchen der griechischen Weisheit entgegen. Dennoch wohnt dem Kreuz Christi eine Vernunft inne; der hl. Paulus nennt sie »ho lògos tou staurou«, »das Wort vom Kreuz« (1 Kor 1,18). Hier bezeichnet das Wort »lògos« sowohl das Wort als auch die Vernunft, und wenn es Bezug nimmt auf das Wort, dann weil es in Worten zum Ausdruck bringt, was die Vernunft hervorbringt. Paulus sieht also im Kreuz kein irrationales Ereignis, sondern ein Heilsgeschehen, das eine eigene Vernünftigkeit besitzt, die im Licht des Glaubens erkennbar ist.

Papst Bendikt XVI., Generalaudienz am 21. November 2012

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