Volk und gestaltlose Menge oder, wie man gewöhnlich sagt: „Masse“, sind zwei verschiedene Begriffe. Volk lebt und bewegt sich durch Eigenleben, Masse ist in sich träge und kann nur von außen bewegt werden. Das Volk lebt aus der Lebensfülle der Menschen, aus denen es sich zusammensetzt und deren jeder einzelne -an seinem Posten und in der ihm eigenen Art- eine der eigenen Verantwortung und der eigenen Überzeugung sich bewußte Person ist. Die Masse hingegen erwartet den Antrieb von außen, sie wird leicht zum Spielball in der Hand eines jeden, der ihre Naturtriebe oder ihre Beeindruckbarkeit auszunützen versteht; sie ist bereit, wie es gerade kommt, heute diesem, morgen jenem Banner zu folgen. Aus der Lebensfülle echten Volkes ergießt sich das Leben, überfließend und reich, in den Staat und alle seine Organe und flößt diesen in unaufhörlich erneuter Kraft das Bewußtsein eigener Verantwortlichkeit und wahres Verständnis für das Gemeinwohl ein. Der elementaren Kraft der Masse jedoch kann sich der Staat bedienen wenn sie nur geschickt gehandhabt und genutzt wird: in den ehrgeizigen Händen eines einzelnen oder mehrerer, die eigensüchtige Bestrebungen künstlich zusammengeschlossen haben, kann der Staat, gestützt auf die Masse, die einfach nur mehr zur Maschine entwürdigt ist, seine Willkür dem besseren Teil des wahren Volkes aufzwingen. Das Gemeinwohl wird dadurch hart und für lange Zeit getroffen, und die Wunde ist recht schwer zu heilen.

Papst Pius XII.: Weihnachtsansprache 1944

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