Während
noch die vom Blute des Erzmärtyrers Stephanus geröteten Steine vor den Toren
Jerusalems lagen, verwandelte Saulus mit dem Hohen Rat. Dann bestieg er mit
seinen Begleitern die Pferde und sprengte mit fliegender Eile nach Damaskus. Nur
ein Gedanke, ein Ziel verfolgte er: Die Nazarener müssen vom Grund aus
vernichtet werden. Saulus war ein Mann, dessen Charakter keine Halbheiten
ertragen konnte. Dem, der Herzen und Nieren erforscht, den er verfolgte, dem
war der blinde Stürmer mit seiner ehrlichen, aufrichtigen Gesinnung dennoch
wertvoll, lieb und teuer. Voll unendlicher Liebe, erfüllt von unergründlicher
Barmherzigkeit, wollte er ihn gürten mit den Banden der Liebe, der Leiden und
der Gnade. Der Verfolgte, der von Saulus Verhasste wollte ihn für seine Sache
umformen, umbilden, arbeiten sehen. „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“
Heilands-, Erlöserworte! Wie Hammerschläge fallen sie auf Saulus ein. Vom
wunderbaren Glanze göttlicher Herrlichkeit an seinen Augen geblendet, stand an Stelle
des stolzen Saulus ein ganz anderer auf – ein umgeschmiedeter, umgeformter,
umgebildeter, gedemütigter, an der Seele sehend gewordener Paulus.
Der
eine Gedanke, der eine Wunsch, das eine Ziel umfasst ihn jetzt voll und ganz;
er will nur noch dem folgen, dem dienen, für den arbeiten, für den opfern und
leiden, den lieben, den er in seiner geistigen Blindheit gehasst und verfolgt
hat. Aus dem tiefsten Grunde seiner Seele rief er: „Herr, was willst du, dass
ich tun soll?“ Was der König der Ewigkeit von ihm verlagte, das erfüllte ein
Paulus voll und ganz.
Und
du? Vielleicht wirbt der König der Herzen auch um dich und einmal oder oftmals
ist er dir in den Lebensweg getreten mit der Bitte:  „Komm und folge mir nach!“
Es hat jeder
Mensch seine Damaskusstunde.
Es kommt nur
darauf an, dass wir der Gnade
so folgen wie der
heilige Paulus.
Meine
Damaskusstunde ist die heilige Messe; die Gotteserscheinung spricht auch zu
mir: Saulus, was verfolgst du mich? (verfolgen = sündigen). Als Saulus trete
ich ins Opfer ein, als Paulus gehe ich heim, „nicht mehr ich lebe, sondern
Christus lebt in mir!“
Quelle:
Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.: DVCK e. V., Frankfurt am Main

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