Schon frühmorgens, wenn der junge
Tag erwacht, will ich Ausschau halten nach dem „heute gewesenen Tage“ – wie
werde ich voraussichtlich den angebrochenen Tag heute Abend sehen?
Gewiss ist er harmlos gekommen,
so ganz still und bescheiden, wie die anderen Tage, wie gestern, wie vorgestern
. . . Vielleicht ist er auch so still verronnen wie die meisten Tage. Und doch
hat er etwas ganz Eigenes, etwas besonderes.
Ich will während des Tages darauf
acht haben. Ich will heute Abend danach suchen. Ich will über den gewesenen Tag
nachdenken – was er mir gebracht hat an Gedanken, an Aufforderungen zur Arbeit,
an guten Beispielen, an Anregungen zum Guten, an Gnaden . . .
Ich will heute Abend darüber
nachdenken (und darum untertage schon darauf achten), was der gewesene Tag mir
brachte, worüber ich mich freuen kann, wofür ich danken oder Sühne leisten
muss, oder worüber ich mich zum stillen Nachsinnen, Überlegen, Entschließen
angeregt fühle . . . Ganz gewiss, der heute gewesene Tag hat etwas ganz eigenes
für mich gebracht. Er darf mir daher nicht aus dem Gedächtnis entschwinden, bis
ich für alles gedankt, für alles Sühne geleistet, alles übrige in Ordnung
gebracht habe. – Das ist der Gedanke, die Anregung vom „heute gewesenen Tage.“   (Mörike)
Quelle: Weggeleit – P. Jakob Koch SVD – St.
Gabriel-Verlag, Wien

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