Der Weg, zu erreichen, dass wir dem Willen de andren Menschen mit
Leichtigkeit nachgeben, besteht darin, im Gebet immer wieder Akte des
Gleichmuts zu vollziehen und diese dann, wenn die Gelegenheit dazu
gegeben ist, in die Praxis umzusetzen. Es genügt nicht, vor Gott arm
und bloß zu werden, vor allem dann nicht,wenn das nur theoretisch
geschieht, denn das bedeutet nicht viel. Etwas völlig anderes ist
aber, diesen Verzicht auf sich selbst tatsächlich vollziehen zu
müssen, wenn wir, nachdem wir uns ganz Gott übergeben haben, an
einen Menschen geraten, der uns befiehlt – hier müssen wir unsren
Mut zeigen.
Dem willen des Nächsten zart nachgeben, ist eine Tugend hohen Ranges
für das Gebet des Einsseins. Dieses Gebet bedeutet, in Gott auf sich
selbst verzichten, so dass der Mensch wirklich sagt: Herr, ich habe
keinen anderen willen mehr als Deinen; wenn die Seele so betet, ist
sie ganz eins mit Gott. Ebenso besteht das wahre Einssein mit dem
Nächsten darin, ihm gegenüber auf unseren eigenen Willen zu
verzichten, um stets den Willen des Nächsten zu tun – das aber um
der Gottesliebe willen.
Quelle: Texte zu Nachdenken –
Franz von Sales – Feuer und Tau – Führung der Seele –
Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Ingeborg Klimmer
Herderbücherei – Freiburg im Breisgau

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