Die Liebe und das Mitleid des Heilands für uns offenbarte sich sehr klar in dem Verlangen des göttlichen Herzens, für uns noch mehr zu leiden, als es schon gelitten hatte. Das wird bei der Erklärung des Wortes „Mich dürstet“ gezeigt:
„Sieh o, Mensch, wie sehr ich um deines Heiles willen erschöpft und verzehrt bin. Sieh, welche Qual und Schmerzen ich erdulde. Die Wut und Grausamkeit der Menschen vernichtete mich beinahe, die Sünder der Erde tranken mein Blut, und noch genügt dies meinem Herzen nicht, noch ist die Flamme meiner Liebe nicht gestillt, denn sofern es nötig und meinem himmlischen Vater wohlgefällig wäre, würde ich zu eurer Bekehrung und ewigen Seligkeit bis auf den jüngsten Tag in diesem Jammer und diesem Schmerz am Kreuze hängen, um bloß meine unermessliche Liebe euch zu bezeugen, eure felsenharten Herzen zu erweichen und euch zur Gegenliebe gegen mich zu entzünden.
(Karl Richstätter, Die Herz-Jesus-Verehrung des deutschen Mittelalters)