Der Frühling naht mit aller Macht, eine neue Zeitrechnung beginnt allmählich mit den länger werdenden Tagen. Wenn bald die Uhren auf Sommerzeit umgestellt werden, sind unsere inneren Uhren schon längst auf die neue Zeit geeicht. Dann weichen die dunklen Wintertage enthaltsamen Fastens endlich der grünen Hochzeit österlicher Freude.
Täuscht der Eindruck? Ist die angezeigte Zeit auf jener Kirchenuhr im anbei gefügten Bild „fünf nach zwölf“ – oder gar schon „ein Uhr“? Sind wir nur verspätet – oder sogar so spät, dass die Zeit gar keine Rolle mehr spielt? Gott in seiner unermesslichen Gnade lehrt uns, dass es nie zu spät ist.
Dennoch sollte uns eine „fünf nach zwölf“-Haltung nicht zur Gewohnheit werden. „Fünf vor zwölf“ muss uns immer eine Mahnung zur Pflichteinhaltung sein. Denn was der Zeiger an der Uhr bedeutet, symbolisiert die Zunge am menschlichen Körper. Der heilige Jakobus schreibt: „Wer mit der Zunge sich nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann!“ Aber, so Jakobus weiter, er müsse stets auch auf der Hut sein und seine Zunge im Zaume halten, da sie trotz ihrer geringen Größe doch großes Unheil anrichten könne. „Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund“, entgegnet der Herr (Matth. 12,34).
So weist das Wort, das der Zunge entschlüpft, wie ein Uhrzeiger auf das Seeleninnere und die Gemütsverfassung. Verächtliches Daherreden oder böses Tadeln etwa sind ein unverkennbares Zeichen dafür, dass im Seelenleben etwas aus den Fugen geraten ist, und böse Leidenschaften sich dort eingenistet haben. Die innere Uhr ist aus dem Takt und zeigt die falsche Zeit an. Mögen wir den Frühling und die vorösterliche Besinnungszeit für eine Neutaktung nutzen, wenn wir aus dem Lot geraten sind! Es reinigt uns.